C64 Happy Birthday zum 35ten!

Wer wie ich in den 80er-Jahren groß geworden ist, kennt den C64 mit Sicherheit. Aber auch vielen anderen ist er zumindest vom Namen her bekannt. In diesen Tagen wird der meistverkaufteste Homecomputer aller Zeiten 35 Jahre alt…

Commodore C64


Erstmalig tauchte der Commodore C64 im Januar 1982 auf. Er wurde auf der CES (Consumer Electronics Show) in Las Vegas vorgestellt. Commodore hatte sich zu diesem Zeitpunkt mit dem VC (Volkscomputer) 20 schon einen Namen gemacht. Das der C64 wie eine Bombe einschlagen würde und sich so oft verkaufen würde, damit hatte aber sicher auch niemand bei Commodore gerechnet.
Nach der Vorstellung im Januar dauerte es noch bis August 1982, bis der C64 in den USA für ca. 600 Dollar in die Läden kam.
Anfang 1983 konnte er dann auch in Deutschland für Anfangs um die 1400 DM gekauft werden. Durch die guten Verkaufszahlen sank der Preis dann schnell. Richtige Computerfachgeschäfte gab es hier in Deutschland noch nicht, oder zumindest nur vereinzelt in Großstädten. Der C64 wurde in Elektrogeschäften, Läden für Büromaterial und auch Kaufhäusern angeboten.
Gerade in Kaufhäusern gab es Bereiche, in denen die C64 angeschlossen waren und ausprobiert werden konnten. In den Folgejahren waren das dann die Plätze, an denen die Jugendlichen Schlange standen.

1984 war es, als ein Schulfreund in einem Gespräch erwähnte, das es jetzt Computer gäbe, in welchen man eine Art „Bedienungsanleitung“ (er meinte Programme) eingeben und dann zB Schach spielen könnte…WOW! Sowas hatte ich noch nicht gehört. Nun gab es ja noch kein Internet, wie wir es heute kennen. Und auch Zeitschriften zu diesem Thema waren (noch) rar. Die Zeitschrift Chip gab es schon (Gegründet 1978), aber die kannte ich damals noch nicht. Computerzeitschriften waren nicht nur rar, sie wurden auch nicht (oder selten) im normalen Zeitschriftenhandel angeboten. Am gut sortieren Bahnhofskiosk schon eher.
Wie dem auch sei. Zu Weihnachten wünschte ich mir von meinen Eltern einenVC20. Der war ja nicht so teuer, wie der C64. Irgendwann habe ich es nicht mehr ausgehalten und dann als meine Eltern mal nicht im Haus waren rumgeschnüffelt. Und was war da im Schrank versteckt? Ein C64! WOW!!!!!!! Das waren lange Tage bis zum 24.12!

Der C64 hat einen MOS 610 Prozessor (spätere Modelle dann 8500) mit ca. 1 MHZ. Als Arbeitsspeicher stehen 64 KByte zur Verfügung. Davon sind unter Basic 38911 Bytes frei. Für die Musik sorgte der inzwischen legendäre SID 6581.

„Mein“ C64 hatte damals 649 DM gekostet. Die Datasette 120 DM. Ein Jahr später kam zu Weihnachten dann die Floppy 1541 dazu. Die kostete 749 DM.

Aber eins nach dem anderen…

Der C64 hatte hinten und an der rechten Seite diverse Anschlußbuchsen. Hier konnten die Datasette, die Floppystation, Module, Drucker, Joysticks und das Netzteil angeschlossen werden. Auch die Anschlüsse für einen Monitor, oder wie bei den meisten üblich, einen Fernseher waren auf der Rückseite.

…und ein kleiner Blick unter die „Haube“…

…und von unten:

Der C64 wurde wegen seiner Form auch Brotkasten genannte. Später wurde ihm dann ein anderes Äußeres spendiert. Das Innere blieb aber zu großen Teilen immer gleich. Der C64 wurde von1982 bis 1993 gebaut. Die Verkaufszahlen schwanken stark. Sie gehen von 10 Mio bis 31 Mio weltweit. Laut C64-Wiki.de ist eine Zahl von 17 Mio realistisch. Ca. 3,05 Mio davon alleine in Deutschland. Hier wurde er später auch bei Aldi verkauft.

Ein kurzer Blick auf das Netzteil…

Netzteil des C64

Die Datasette Commodore 1531 war eigentlich nichts anderes als ein Kassettenrekorder. Die Programme waren auf normalen (Musik)kassetten gespeichert. Das Laden eines Programmes konnte je nach Größe schon einige Minuten dauern. Solange man noch keine Floppy hatte, kannte man das auch nicht anders und wartete eben geduldig.

Die Datasette wurde seid 1978 gebaut und konnte auch an andere Homecomputern wie den VC20 oder den C16 benutzt werden.
Es gab spezielle Programme, wie zB Turbo Tape, mit dem das Laden um ein vielfaches beschleunigt werden konnte. Probleme gab es ab und zu, wenn ein Tape, welches auf einer anderen Datasette bespielt wurde, zuhause auf der eigenen Datasette abgespielt wurde. Der Tonkopf bei war vielleicht nicht genauso eingestellt, wie der in der Datasette des Bekannten. Aber mit einem kleinen Schraubenzieher konnte man dieses Problem schnell beheben. Anfangs noch mit einer Art Messprogramm hatte man zu späteren Zeiten schnell den Tonkopf auch ohne eingestellt.

Viele sind mit der Datasette angefangen. Das Non plus Ultra aber war eine Floppystation. Die 1541!

Commodore 1541

Mit diesem „Gerät“ wurden sogenannte Floppy Disks bespielt. Die Diskettengröße war 5 1/4 Zoll:

Dikette 51/4 Zoll

Gegenüber der Datasette war die Floppy in Punkto Geschwindigkeit klar im Vorteil, zumal es auch hier Beschleunigungsprogramme gab.

Rückseite der 1541 mit Anschlüssen

Mit dem Boom des C64 kamen auch die Zeitschriften. Die bekanntesten dürften der 64er und Happy Computer gewesen sein. Den 64er kaufte ich mir regelmässig. Neben vielen interessanten Berichten und Bastelprojekten waren auch Programme zum Abtippen drin. Man lernte schnell, das man nach stundenlangen eintippen das Programm erst abspeichern sollte, bevor man es testweise startete. Der Fehlerteufel hatte sich oft eingeschlichen. Und mit einer falschen Eingabe beim Abtippen hängte sich der C64 gerne mal auf. Die ganze Arbeit war umsonst und man konnte von vorne beginnen.

Neben programmieren (in meinem Fall eine Datenbank für Schallplatten und Kassetten) wurde in erster Linie gespielt. Gekauft wurde die Spiele aber eher selten. Billig waren die Spiele nicht. Und unser Taschengeld brauchten wir für andere Dinge! Ich glaube jeder, der in dieser Zeit aufgewachsen ist kennt noch die Tauschaktionen auf dem Schulhof. Natürlich war das illegal, aber das interessierte NIEMANDEN! Die neuesten Spiele gab es kurze Zeit später auch als sogenannte Raubkopie. In manchen Fällen waren diese Raubkopien schon zu bekommen,  bevor das Original auf dem Deutschen Markt erschien! In den USA kamen diese Spiele ja eher raus und bei den Hackern war es ein Wettstreit, wer das Programm als erstes geknackt hatte.

Um spielen zu können, brauchte man einen Joystick:

Die Joysticks gab es in zig Varianten.

Tja…zum Thema Spielen. Da ich und einer meiner Schulfreunde Anfangs zu den wenigen Glücklichen zählten, die einen C64 ihr Eigen nennen konnten, hatten wir natürlich oft Besuch. Nachmittags und am Wochenende saßen wir oft vor dem C64 und spielten. Allerdings kamen auch das Kino, Schwimmbad usw nicht zu kurz.

Da die Schule, auf der ich zu diesem Zeitpunkt war, nur ca. 300m von meinem Wohnort entfernt stand, sind wir im Sportunterricht, in dem wir eine größere Runde durch die Stadt laufen sollten, öfter nur die 300m zu mir nach Hause „gejoggt“.  Dann haben wir eine Runde gespielt und sind rechtzeitig wieder zurück „gejoggt“. Puh…ganz schön anstrengend!

Der C64 hat mich lange Jahre begleitet. In den 90ern habe ich bei einer Firma gearbeitet, bei der die Lieferscheine in einem einem C64 eingegeben und ausgedruckt wurden.

Und heute?

Es gibt eine große Szene, die sich mit dem C64 beschäftigt. Viele von denen, die sich heute mit dem C64 beschäftigen, waren zu dessen Hochzeiten noch nicht einmal geboren. Es wird viel gebastelt. Die Floppystation ist zB durch einen SD-Kartenleser ersetzt worden. Es gibt auch Basteleien, mit denen der C64 an ein TFT-Monitor angeschlossen werden kann. Wieder andere haben sich ein C64-Notebook gebaut… Just for fun!
Einige programmieren nach wie vor. ZB. Demos. Andere machen Musik mit Ihrem C64. Auf Youtube kann eine große Auswahl dieser 8bit-Soundmusik abgerufen werden.

Natürlich gibt es auch im Netz jede Menge Seiten, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Im Deutschsprachigem Raum ist die wichtigste wohl das Forum 64. Eine weitere Seite ist voller Informationen zum C64. Das C64 Wiki. Diese beiden Seiten sind stellvertretend für zahllose ebenfalls interessante Seiten zum Thema genannt.

Wie bei vielen anderen auch kam bei mir Jahre später ein Amiga 500 hinzu.

Aber das ist eine andere Geschichte…

Das kennt wohl jeder C64-Besitzer